Seit Monaten macht die politische Rechte hier zu Lande mobil gegen den gemeinnützigen Verein „Deutsche Umwelthilfe“. Warum? Weil die Umwelthilfe auch vor Gericht dafür kämpft, dass Vorschriften zum Schutz von Menschen und Umwelt eingehalten werden. Tatsächlich hat die DUH vor vielen Jahren schon belegt, dass die Autohersteller die gesetzlichen Abgasgrenzwerte nicht einhalten. Sie hat Briefe geschrieben, Studien vorgelegt, in Ministerien vorgesprochen, sie hat für echte Messungen am Auspuff gestritten – der Verband der Automobilindustrie war dagegen und hat sich durchgesetzt. So konnten hunderttausende Fahrzeuge mit Betrugssoftware verkauft werden. Die Deutsche Umwelthilfe hat gegen die Gesetzesverstöße geklagt – und das ist gut so!
Vor einem Jahr sprach das Bundesverwaltungsgericht ein Grundsatzurteil gesprochen: beschränkte Fahrverbote für bestimmte Dieselfahrzeuge möglich sind, wenn nur so die Luftqualität in den belasteten Städten eingehalten werden kann. Seither überschlagen sich die Parteien hier rechts im Haus mit Vorschlägen, wie man die Umwelthilfe außer Gefecht setzen kann: Die AfD legt hier einen Gesetzesentwurf vor und will ihre Befugnisse einschränken, die FDP will ihr die Projektmittel aus dem Bundeshaushalt streichen, die CDU will beides und stellt noch dazu die Gemeinnützigkeit in Frage. Sie wollen eine unbequeme Stimme zum schweigen bringen. Sie wollen den Leuten weismachen, dass die Umwelthilfe an den so genannten Fahrverboten Schuld ist. Das ist ein wirklich plattes Ablenkungsmanöver.Der Jurist und ehemalige Innenminister Gerhard Baum (in Klammer FDP) sagt dazu:
„…. Es ist das Versagen der Politik, das zu dieser Situation geführt hat. Die Politik hat über Jahrzehnte gemeinsame Sache mit der Automobilindustrie gemacht und so notwendige Innovationen verhindert. Dort liegt die Verantwortung für die aktuelle Bedrohung der Umwelt und der individuellen Mobilität und auch für die Bedrohung der Arbeitsplätze.“
Was die Rechte und die Linke klar unterscheidet ist: Sie wollen die Automobilgesellschaft weiterfahren – koste es was es wolle. Wir wollen soziale und ökologische Alternativen stark machen.
Die Deutsche Umwelthilfe nimmt rund 8 Millionen Euro ein – aus Spenden, Bußgeldern und öffentlichen Projektmittel. Und sie gibt die 8 Millionen auch wieder aus: für Umwelt- und Verbraucherschutz. Sie sagen: DAS sei „fragwürdiges Geschäftsmodell“. Wir sagen: fragwürdig ist das Geschäftsmodell der Autokonzerne, die immer größere Autos bauen, weil sie daran am meisten verdienen, die Grenzwerte unterlaufen, sich vor Entschädigungszahlungen drücken und Milliardengewinne an die Aktionäre ausschütten. Damit muss endlich Schluss sein! Die Deutsche Umwelthilfe bekommt vom Bund Geld für gemeinnützige Projekte – bis zu 5 Millionen Euro jährlich. Die Automobilindustrie bekommt Hunderte Millionen Euro aus dem Bundeshaushalt – für eigennützige Zwecke. Sie sagen: kein Steuergeld mehr für die Umwelthilfe. Wir sagen: kein Steuergeld für die Gewinne von Daimler, BMW, Porsche und VW. Sie verlangen vollständige Transparenz von der DUH. Das ist ok. Aber wir verlangen vollständige Transparenz über alle politischen Akteure – auch über den Verband der Automobilindustrie, wer in den Ministerien und im Kanzleramt ein und ausgeht. Sie sagen, wer Umweltrecht einklagt schadet der deutschen Wirtschaft. Wir sagen: es sind die Spitzenmanager und ihre Seilschaften in der Politik, die den größten Schaden anrichten. Sie wollen den unbequemen Teil der Zivilgesellschaft schwächen. Wir wollen das Gegenteil: Wir lassen nicht zu, dass mächtige Unternehmen wie BMW, Daimler oder Amazon & Co. die Demokratie zerstören. Auch deshalb brauchen wir Vereine wie die Deutsche Umwelthilfe, den BUND, Greenpeace, Attac, robin wood und all die anderen, die sich nicht einschüchtern lassen. Danke für eure Arbeit!
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Nachtrag:
Der Text entspricht in etwa meiner Rede im Bundestag zum Tagesordnungspunkt „Gesetzesentwurf zur Änderung des Umwelt-Rechtsbehelfsgesetz“, der von der AfD aufgesetzt wurde. Das genannte Gesetz basiert auf einer internationalen Konvention, die u.a. die Klagerechte von Umweltverbänden garantiert.
Alle Reden zu dieser denkwürdigen Bundestagsdebatte sind hier nachzusehen. Darüber ist auch der Link zum Plenarprotokoll auffindbar.
Besondere Tiefpunkte waren aus meiner Sicht:
Und auch Höhepunkte gab es:
Der Artikel vom 22. Juli 2018: https://diefreiheitsliebe.de/politik/meinungsstark-politik/kampfplatz-verkehrswende-die-autogesellschaft-ist-ein-rechtes-projekt/