Sabine Leidig
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Redetext

Weiter Klimastreik und Aktionen – schon allein dem Strom zuliebe
28. November 2019

Der Energiesektor verursacht mit 32 Prozent den Löwenanteil unserer Treibhausgase. Schuld sind vor allem die Kohlekraftwerke; die sollen laut „Kohlekommission“ (in der vor allem Industrievertreter saßen) erst 2038 alle vom Netz sein. Dabei ist das Potential für schnelle, umfangreiche und preiswerte CO2-Minderungen groß: Windturbinen und Sonnenkollektoren können fossile Kraftwerke ablösen. Bahnen und andere Elektrofahrzeuge brauchen Strom, Wärmepumpen können mit wenig Ökostrom ganze Häuser heizen, viele Industrieprozesse brauchen synthetische Kraftstoffe, die elektrisch erzeugt werden. 100 Prozent Ökostrom bis 2035, sind die Voraus­setzung dafür, die Volkswirtschaft insgesamt rechtzeitig klimaneutral umzubauen. Dafür braucht es 2030 mindestens eine 80-Prozentmarke. Derzeit sind wir bei 44 Prozent.

Und die Chance für eine sozial und ökologische gerechte, demokratische Energiewende ist bestens, wenn es nicht um die Gewinne der Stromkonzerne geht: Kommunen und Energiegenossenschaften werden gefördert, so dass der Gewinn von Windkraftanlagen in die Gemeinde kommt (zusammen mit einer freundlichen Aufklärungsoffensive, gegen Kampagnen der Windkraftgegner). Der Bund organisiert die Stromverteilung und Zwischenspeicher und hat dafür einen klaren Ausbauplan. In jedem Wohngebiet wird kompetente Energieberatung eingerichtet, damit möglichst viele ihren Strombedarf selbst decken. Dazu gehört die Förderung von „Mieterstrom“ mit Solar-Panels an Balkonen und auf Dächern. Viele sinnvolle Arbeitsfelder, für die Hunderttausende Menschen qualifiziert und gewonnen werden. Der Betrieb der zwanzig ältesten und dreckigsten Kohlemeiler wird gestoppt und der Kohleausstieg bis 2030 vollendet. Die vorgesehenen 40 Milliarden Euro für Strukturwandel müssen die Beschäftigten und die betroffenen Regionen sozial absichern. Ein CO2-Mindestpreis im Stromsektor (anfangs 30 Euro je Tonne) CO2 unterstützt den notwendigen Umbau. Stromkund*innen werden entlastet: die Stromsteuer wird um 2 Cent auf den Europäischen Mindestsatz von 0,1 Cent je Kilowattstunde abgesenkt.  Rabatte für Großverbraucher und energieintensive Industrie dagegen werden abgebaut.

So etwas stünde in einem guten Klimaschutzgesetz. Aber mit dem was die Bundesregierung vorgelegt hat, werden nicht einmal 65 Prozent Ökostrom bis 2030 erreicht und Klimaziele schon gar nicht. Die Windkraft an Land wird von der CDU/CSU gar mächtig ausgebremst.

Deshalb ist es richtig, dass „Students for Future“ in vielen Universitäten den Lehrbetrieb unterbrechen, dass auch an diesem Freitag wieder Schüler*innen „Fridays for Future“ streiken und von vielen Initiativen und Verbänden unterstützt werden … und dass „Ende Gelände“ mit zivilem Ungehorsam Kohlebagger stoppt. Für klimagerechte Alternativen.

Veröffentlicht bei: https://diefreiheitsliebe.de/politik/meinungsstark-politik/klimastreik-schon-alleine-dem-strom-zuliebe/