Sabine Leidig
Zurück zur Seite

Redetext

Wald statt Asphalt!
13. September 2020

Im Bundestag stehen in dieser Woche die 13 globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung auf der Tagesordnung – als erstes die „Nachhaltige Mobilität“. Wer sich mit der Entwicklung beschäftigt, stellt schnell fest, dass von Nachhaltigkeit keine Rede sein kann, wenn immer mehr Autobahnkilometer gebaut werden, wenn der Auto-und LKW-Verkehr immer weiter wächst und mit ihm der Verbrauch von endlichen Rohstoffen, die Versiegelung von Böden und nicht zuletzt der Ausstoß von klimaschädlichen Gasen. All das ist aber das reale Ergebnis der Verkehrspolitik in Deutschland – allen Klimaschutz-und Nachhaltigkeitsversprechen zum Trotz. Dabei sind die Folgen des Klimawandels mit Artenverlust, Waldsterben und Trinkwasserknappheit längst auch hier angekommen. Dürreperioden haben die Widerstandskraft der Bäume so geschwächt, dass vor allem Fichten in den Tieflagen absterben. Besonders stark betroffen von den Waldschäden sind Nordrhein-Westfalen, Thüringen, Niedersachsen und Hessen.

Ausgerechnet in Hessen aber wird derzeit eine Rodung vorbereitet. Für einen neuen Autobahnabschnitt (A49) sollen auf einer Fläche von etwa 100 Fußballfeldern kerngesunder, wild gewachsener Wald gefällt werden. Im Wasserschutzgebiet noch dazu. Dahinter stehen Planungen, die 40 Jahre alt sind. Ein Bundesverkehrswegeplan, der noch immer mehr Investitionen in den Neu-und Ausbau von Bundessfernstraßen vorsieht, als in den Ausbau der Eisenbahn. Solche Verkehrspläne tragen überhaupt nichts zur Lösung heutiger Probleme bei. Im Gegenteil. Längst sind vielerorts Alternativen erarbeitet worden (auch zur A49), die von Kommunen in der Region unterstützt werden. Die Reaktivierung und Modernisierung von Bahnstrecken gehört dazu.

Es ist widersinnig, am Bau dieser Autobahn festzuhalten.

Deshalb bekommen die Bürgerinitiative zum Schutz des Gleentales und das Aktionsbündnis „Keine A49“ derzeit viel Unterstützung. Immer mehr junge und ältere Menschen leisten Widerstand gegen eine Straßenbaupolitik „als gäbe es kein Morgen“. Mit Petitionen und Aufklärung, mit Waldspaziergängen und Baumbesetzungen.

Hier wächst eine gesellschaftliche Bewegung, die ähnliche Symbolkraft für den Ausstieg aus dem Autobahnbau entfalten kann, wie die Bewegung für den Hambacher Wald für den Kohleausstieg.

Dass nun in Hessen der zuständige grüne Minister Tarek Alwazir als Vollstrecker dieser klimaschädlichen A49 in Erscheinung tritt, ist nicht nur ein Problem für Bündnis90/Die Grünen, sondern auch für die Demokratie. Denn die Mehrheitsverhältnisse im hessischen Landtag sind inzwischen ja deshalb andere, weil so viele Bürgerinnen und Bürger eine umweltverträgliche Wirtschafts- und Verkehrspolitik wollen.

Es muss möglich sein, solche veraltete Planung aufzugeben und zu ändern – zu Gunsten von nachhaltigen Alternativen. Ein Moratorium ist geboten. Und endlich eine soziale und ökologische Verkehrswende: Eisenbahn statt Autobahn und Wald statt Asphalt.

Wer die Bürgerinitiativen unterstützen möchte, findet hier Informationen und Anregungen: https://schutzgemeinschaft-gleental.de/petitionen/